Hochseefischer Welt
Fahrzeitberichte
Thunfischfang in der Nordsee von Helmut Hegermann Eine kleine Episode in der Geschichte der Rostocker Hochseefischerei Vor kurzem entdeckte ich im Büchermarkt in Jeeser Nordvorpommern eine Broschüre über die Cuxhavener Thunfischerei. Der Titel : „ Harte Männer am großen Fisch“ von Gerhard Sagert. Erschienen im Sebstverlag Sagert, Hanover-Linden, Pfarrstraße 29a. Die 1. Auflage erschien 1964. Diese Broschüre erinnerte mich an meine Erlebnisse beim Thunfang.
1957 fuhr ich als Matrose auf dem Logger( eingesetzt als Trawler )Ros 120 „Einheit“ bei Kapitän Alex Schild ( nicht verwechseln mit Kapitän Alex Schill). Kapitän Alex Schild kam aus der BRD nach Rostock und kannte sich mit der Angelfischerei auf Thun aus. Im Sommer 1957 fuhren wir in die Nordsee auf Makrelen- und Heringsfang und bei dieser Gelegenheit angelten wir direkt vom Schiff auf Thunfisch. Köderfisch hatten wir genug. Gut geeignet war Makrele und Hering. Gefangen wurde der Rote Thun. Der Rote Thun lebt sowohl im Pazifik, als auch im Zentralen Atlantik. In den Monaten August zog er mit den Makrelen- und Heringsschwärmen vom Atlantik in die Nordsee. (Bemerkung: ab 1963 blieben die Thunfischschwärme in der Nordsee aus). Er hielt sich bis Oktober in der Nordsee auf. Dann wanderte er wieder ab. Er wurde auf der flachen Doggerbank gefangen. Er liebt das warme Wasser um 30° , kommt aber auch in 5 Grad kalten Wasser vor.
Roter Thun ( Synonym : Scomber thynnus )
Länge: 2-3m, maximal 5m ; Gewicht: 300 – 500 kg maximal 900 kg. Wir fingen den Thun mit Angelleinen aus Fasermaterialien, an der ein Haken mit einem Vorfach aus Stahl befestigt war. Gute norwegische Haken, die international gebräuchlich waren, hatten wir leider nicht, versuchten uns aber zu helfen, in dem wir zwei Haken zusammen schweißten. So recht wollte es aber nicht klappen. Wir hatten immer wieder Fangverluste durch aufbiegen der Haken und Bruch der selben. Da kamen „wir„ auf die Idee den Haken mit Strom zu verbinden, damit wir bei einem Biss den Thun mit einem Stromstoß betäuben konnten. Also machten wir es. Bei der „ Entwicklung „ unserer Elektroangel „ hatten unsere Techniker natürlich den „ Hut „ auf. Wie ich jetzt in der Broschüre gelesen habe betäubten andere Nationen den Thun mit einem Gewehrschuss in den Kopf. Die Fänge mit der Elektroangel wurden besser, vorweggesagt die beste Anlandung waren 9 Stück Thun pro Reise. Wenn der Thun angebissen hatte kam das Kommando „ Achtung Strom“. Dann nahmen wir unsere Hände von der eisernen Reling. Im Eifer der Jagd vergaß der Kapitän uns zu warnen. Trotz Gummistiefel und Gummihandschuhe, die das schlimmste verhinderten, kam es dann schon mal vor, dass wir an der Reling standen und kräftig durchgeschüttelt wurden. Es war schon sehr abenteuerlich und spannend die „Jagd “ auf Thun. Mit an Bord war als Matrose der spätere Kapitän Gerhard Kliffman und als Netzmacher der spätere Kapitän Jürgen Möller , der leider viel zu früh von uns gegangen ist.
So sahen zwei der jungen „Thunjäger“ aus. 1957 lks. Helmut Hegermann und Jürgen Möller .
Am Rande noch eine kleine Anekdote über unseren Kapitän Alex Schild. Er besuchte später in Wustrow die Seefahrtschule zu Erlangung des höheren Patent B6. In Mathematik hatte er so seine Schwierigkeiten und musste ein halbes Jahr länger machen. Eine andere „ Kapitänsfrau“ wusste das natürlich und fragte so ein bisschen hintenherum Frau Schild. Was macht den Ihr Mann? Müsste er nicht schon mit dem Studium fertig sein? Mein Mann ist noch in Wustrow, na Sie wissen ja, das in Wustrow Lehrermangel herrscht. Er wurde vom Betrieb verpflichtet ein halbes Jahr als Mathematiklehrer in Wustrow zu arbeiten. Er bekommt natürlich die volle Heuer als Kapitän. Wie Ihr seht waren unsere Frauen nicht auf den Mund gefallen. Möglich ist auch, dass Kapitän Schild seine Frau ein bisschen angeschwindelt hat. Wenn noch einer etwas über den „Thunfischfang“ der Rostocker Hochseefischerei erzählen kann, es würde mich sehr freuen.
Bildtitel:“ Immer wenn er überholt“
Mit diesem Bild vom Trawler Ros 201 Leipzig (oben links Kapitän Richard Relle) & dem Kommando: „ Immer wenn er überholt“ sage ich auf Wiedersehen. Helmut Hegermann Januar 2008
Kapitän Helmut Hegermann berichtet über die Kalmarfischerei 2008 vor Argentinien Aus Argentinisches Tageblatt vom 21.Dezember 2002 Information für alle Rostocker Fischer die wissen möchten, wie es mit der Kalmarfischerei weiterging. von Helmut Hegermann ****** Lokale Fischereiunternehmen haben ausländische Schiffe vom Tintenfischfang („ Calmar“) vollständig verdrängt. In den letzten Jahren waren ausländische Schiffe zugelassen worden, was jetzt nicht mehr der Fall ist. Der nationale Fischrat hat unlängst eine Ausschreibung für weitere 19 Schiffe von lokalen Firmen durchgeführt, womit die Flotte jetzt 85 Schiffe erreicht. Noch im Jahre 2001waren vorwiegend asiatische Schiffe beim Tintenfischfang in den Gewässern des argentinischen Kontinentalsockel tätig, die eine Gebühr von US $ 200.000 pro Schiff und Jahr zahlten., was dem Staat Einnahmen von etwas über 4 Millionen einbrachte. Der gesamte Fang von Tintenfisch wird auf etwa US $ 150 Mio. jährlich geschätzt. Dieses Jahr waren 67 Schiffe tätig, davon 52 in Argentinien eingetragene und 15 gechartert. Zum ersten Mal konnten 2002 argentinische Fischereiunternehmen Tintenfisch in asiatische Staaten exportieren, da diese nicht mehr von ihren eigenen Schiffen beliefert wurden. Der Tintenfischfang im Malwinen – Gebiet ( Falkland Inseln ) ergab dieses Jahr nur 13334 Tonnen, 10 % der normalen Menge. Das ist darauf zurückzuführen, dass der Tintenfisch sich in argentinische Hoheitsgewässer entwickelt und dann in die Malwinen – Gegend wandert. Wenn er vorher gefischt wird , bleibt kaum etwas übrig ( schreibt man hier). Der Tintenfisch erneuert sich jährlich. Bemerkung : 1. Die Falkland – Inseln gehören zu Großbritannien 2. Der Kalmar wird meiner Meinung zwei Jahre alt. Eine Fangprognose ist daher sehr schwierig
Kapitän Helmut Hegermann und seine Beobachtungen vor Island!
Dr. Peer Schmidt-Walter Dr. Peer Schmidt-Walter