Hochseefischer Welt
Fahrzeitberichte
Erinnerungen an meine Fahrenszeit Erlebt und erzählt von Jörg Sauer
Der besondere Fang (ein wahres Erlebnis) .... als ich auf der "Brandenburg" fuhr, fischten wir im Winter 79 vor Arkona, ich teilte mir die Kammer mit einem Netzmacher Namens "Heinrich". Als er bei uns aufstieg, hatte ich schon das Gefühl, er sei ein bisschen seltsamer Kumpel. Aber es stellte sich heraus ,seltsam war er, aber ganz in Ordnung. Er war ein ausgesprochener Teetrinker und zelebrierte dies wie ein Mauretanier, wer mal dort unten war, weiss was ich meine.Eines Abends wir hatten gerade gehievt, der Fisch viel an Deck,Schollen,Flundern und Dorsche ,aber auch eine Flasche, ich sah nur noch wie er diese beiseite nahm. Nach Feierabend kam er mit dieser Flasche an: Du Jokkel ich hab ein Ticket, na prima also her damit.Dann saßen wir und schauten uns gemeinsam die Flasche an, da wir zwei auf einer Kammer zusammen wohnten, störte uns ja keiner. Es war eine dunkelbraune Flasche und oben am Verschluß war sie versiegelt, so richtig mit Siegellack. Wir fragten uns, sollten wir diese Flasche öffnen? Der Durst war stärker, also wir öffneten sie. Wer sollte jetzt den ersten Schluck nehmen und was war überhaupt darin? Also etwas ins Glas geschüttet und begutachtet. Wenn uns da jemand beoobachtet hätte,der wär glatt auf die Idee gekommen ,so wie der eine hieß sah der ander aus, nicht ganz tacko. Ich glaube, mir war auch schon seltsam geworden, auf jeden Fall sah die Brühe aus wie , "es ging in Richtung Likör aber gelblich", na ihr wisst schon. Ettiket war schon lange ab ,also kosten! "Heinrich" übernahm "die Verkostung" ganz vorsichtig wie ein Kenner, es schmeckte wie Likör, war aber Wein und was für einer, der ging durch Mark und Knochen. Ich kann Euch sagen den Geschmack habe ich bis heute nicht vergessen, war der gut! Na läuft euch schon das Wasser im Munde zusammen, ,ja das kanns auch ruhig. Erst viele Jahre später, als ich mal eine Reportage im Fernsehen über Schätze der Ostsee sah, kam mir auch der Gedanke, vielleicht haben wir da was getrunken, dass einige Tausende Wert war? Naja und die Moral von der Geschichte, Hofis tranken lieber und sch---- aufs Geld. Gruß jokkel
Über die Ostsee in die Freiheit Leider, weiß ich heute nicht mehr genau, auf welchem Trawler ich mich zu jener Zeit gerade befand, als sich dieser Vorfall in der Ostsee ereignete. Aber ich glaube, so eine große Rolle spielt es nicht und ich erzähle einfach mal davon. Mal fuhr ich auf ROS221"Brandenburg" und dann wieder ROS 223"Gera", ich pendelte immer zwischen diesen beiden Schiffen. Da mir zu Beginn, meiner Armeezeit das Seefahrtsbuch abgenommen wurde und ich nach der Entlassung ein neues Seefahrtsbuch bekam, kann ich auch nicht mehr nach schauen, auf welchem Schiff ich zu dieser Zeit fuhr. Also auf jeden Fall, ging mal wieder eine schöne Freizeit, in der Heimat und mit meiner Familie zu Ende. Wir hatten Anfang September, unsere Reise sollte uns in die Ostsee führen. Dort sollten wir den Plattfisch jagen, unser Dampfer lag im alten Hafenbecken und wartete darauf mit allerlei schönen Sachen gefüttert zu werden. Das ging los mit Proviant, allerlei Netze, Kisten, Bier, Eis (Eis zum vereisen der Fische) und noch viele andere Dinge, die man so braucht, wenn man für einige Wochen zum Fischen aufs Meer fährt. Unsere Verabschiedung, im Haus der Hochseefischer, verlief so wie man sich von einem lieb gewonnenen Freund verabschiedet. Die Freude auf ein Wiedersehen mit all den darin lieb gewonnenen Kellnerinnen, Empfangsdamen,sowie alte Kollegen die keine Seetauglichkeit mehr bekamen ( Gandi und Eisenbieger ). Die ihr Gnadenbrot im "Haus der Hochseefischer" erhielten, dort auch wohnten und tagsüber im Betrieb arbeiteten, waren allgegenwärtig. Am nächsten Tag also ging es los, tagsüber wurde noch allerlei an Bord genommen, am Abend dann, kam Zoll und Grenze an Bord. Nach Gesichtskontrolle und Abnahme des Schiffes durch diese Organe, konnte es los gehen.
Der Lotse kam, Leinen los, nun gab es kein zurück mehr, bis zum Fang-Platz war es diesmal nicht weit, es sollte vor Rügen gefischt werden. Die Schichten waren aufgeteilt, Leuchtturm "Warnemünde" Achter aus. Die eine Schicht ging schlafen, die andere Schicht, brachte die im Hafen angefangene Vorbereitung zum Fischen zu Ende. Am Fangplatz angekommen, wurden erst einmal die mitgenommenen Sachen wie Post, Material, Ersatzteile, Bier usw. an die in diesem Gebiet fischenden Schiffe übergeben. So, nun sollte auch uns der Alltag wieder haben, dass heißt aussetzen, hieven, den Fang verarbeiten, in Kisten bringen, Eis drauf, im Laderaum verstauen und Seefest machen, damit nichts umfallen konnte. Irgendwann kam dann ein Transportschiff zB. ein vom Fang ausgemusterter Trawler. Dann ging es in die Bucht von "Arkona" zur Übergabe. Gerade um diese Bucht geht es in meinem Bericht, es gab schon immer Fluchtversuche. Immer wieder versuchten Menschen, über die Ostsee ins westliche Ausland zu kommen, mal mit- und mal ohne Erfolg, so wie in diesem Fall. Es war der Abend des 10.September 1979, wir waren wie alle anderen Schiffe auch am Fischen vor "Arkona". Gespräche wurden über UKW geführt und das Wetter wurde zusehends schlechter. Gegen Mitternacht hatte der Wind eine Stärke erreicht, dass sich der Kapitän entschloss, zu hieven und nicht mehr auszusetzen. Also Slip-Hacken los und Hiev up letzten 50m, Dampfer aufdrehen Scheerbretter vor, weiter geht`s, Rollengeschirr an Deck und weiter hieven . Plötzlich als das Vornetz, zum Vorschein kam, blieb alles stumm und alle schauten wie gebannt auf das Vornetz, es schimmerte ganz bläulich, noch wusste keiner, was das sein konnte. Doch je näher das Netz zum Schiff kam, konnte man es erkennen, es waren zwei Faltboote zusammen genagelt als Katamaran, nun ging die Hektik los. Ich glaube, wir alle an Deck dachten das gleiche, wenn wir dieses Boot (Katamaran) beim Aufdrehen um gefahren haben sollten. Wenn das Boot im Vornetz ist, könnten auch Menschen im Netz sein? Oder auch welche in unserer Nähe herum schwimmen? In unserem Netz befand sich aber nur dieser Katamaran. Die Boote waren voll gestopft mit Kleidung, aber auch mit Schmuck ,Gold und Silber. Dies sollte sicher für einen neuen Anfang im Westen dienen. So schnell es ging, wurde das Netz eingeholt, die Flotte über diesen Vorfall verständigt, alle in unserer Nähe befindlichen Schiffe beteiligten sich an der Suche nach Überlebenden. Leider muss ich sagen, wurde in dieser Nacht kein Überlebender mehr gefunden. Es stürmte einfach zu heftig, aus eigener Erfahrung wusste ich, was es bedeutet da draußen im Meer zu schwimmen. Mir kam direkt mein Unfall aus dem Jahr 1977 wieder vor die Augen, ich hatte große Angst. Auf einmal war alles wieder da, ich konnte mich nur sehr schwer beruhigen. Jetzt wurden die Boote ausgeräumt, der Küstenschutz war bereits verständigt, dies lief ja alles über "Rügen Radio" und man erwartete uns in der Bucht von "Arkona". Auf dem Weg dorthin, sortierten wir die Sachen und listeten alles auf. Dann fanden wir auch noch die Ausweise in einer Tasche, somit bekam dieser Unfall ein Gesicht und einen Namen. Es waren zwei Familie mit einem Kind, alle gehörten zu einer Familie. Im Alter zwischen 19 und 30 Jahren, das Kind war 2 Jahre. Es wurden somit 5 Personen vermisst. Da ich diese Papiere und alles andere schriftlich festgehalten habe, erinnere ich mich als wäre es erst gestern gewesen. Nach dem Eintreffen in der Bucht von "Arkona"gingen wir vor Anker. Dann kam der Küstenschutz mit ihrem Schiff, sie machten dann bei uns fest und was jetzt kam, kann sich eigentlich jeder vorstellen. Protokolle wurden gemacht, der Werdegang des Hievens noch einmal rekonstruiert und vieles mehr. Nachdem alles soweit erledigt war, hieß es wieder Anker auf und wir fuhren wieder zur Flotte. Die Fischerei wurde wieder aufgenommen, aber bei jedem Einholen des Netzes, bekam man so ein beklemmendes Gefühl. Man wurde den Gedanken einfach nicht los, dass hier draußen Menschen ertrunken sind und es auch jeder Zeit sein konnte, dass man beim fischen jemanden von diesen ertrunkenen Menschen im Netz haben konnte. Ich muss noch einmal hinzufügen, dass alle Anstrengungen und Suchaktionen einfach ins Leere führten. Es wurden auch Spekulationen laut, aber unter diesen Umständen konnte dieser Fluchtversuch nicht gut ausgegangen sein. Viel zu viel sprach dagegen, wir sollten auch bald Gewissheit bekommen. Es dauerte auch gar nicht lange, ein paar Tage später, war der Trawler ROS224 "Görlitz" beim Hieven, alle warteten gespannt, was er wohl gefangen hatte. Eine Weile kam über Funk nichts, dann ein Aufschrei und dann hieß es, als der Steert (Netzende wo sich der Fisch sammelt) aufgemacht wurde, fiel eine weibliche Leiche mit an Deck. In den nächsten Wochen, wurden auch noch die anderen Vermissten geborgen. Alle von Fischerei-Fahrzeugen, lediglich eine männliche Leiche wurde an die Küste von Rügen gespült. Für uns ging das Leben auf See wieder ganz normal weiter. Irgendwann war auch diese Reise einmal zu Ende. Wir fuhren in unseren Heimathafen nach Rostock und erzählten von unseren Erlebnissen, manchmal wurde man belächelt, glaubte man uns das Erlebte vielleicht doch nicht? Aber für diejenigen die es erlebt haben, wird es immer in Erinnerung bleiben. Auch dies war für mich ein Erlebnis, während meiner Hochseefischer-Zeit das ich wohl nie vergessen werde. 189 Menschen kamen auf der Flucht über die Ostsee aus der ehemaligen DDR ums Leben. Ihre Boote oder andere Schwimmhilfen kenterten bei Sturm und rauher See und die Menschen ertranken. Andere starben an Unterkühlung oder Erschöpfung . Die Zahl der in der Ostsee ertrunkenen Menschen liegt vermutlich noch viel höher. Keiner weiß es so genau, denn das Meer kennt keine Zeugen. Sollte ich noch etwas vergessen haben, es gibt bestimmt Kollegen, die zu dieser Zeit auch auf diesem Fangplatz in der Ostsee waren und sich dazu noch einmal äußern könnten. Es waren einige Logger, aber auch einige Trawler und natürlich auch Sassnitzer Schiffe am Fangplatz, die sich an der Suche beteiligten, immer in der großen Hoffnung, doch noch Überlebende zu finden. Jörg Sauer 24.04.2009
Alarm "Mann über Bord" wurde ausgelöst! erzählt von Jörg Sauer und übermittelt von Michael Glockemann Jörg Sauer trat mit einem großen Wunsch an mich heran! Am 15.12 1977 wurde im Nordmeer bei Spitzbergen ein BA zusammen mit der "Robert Koch" durchgeführt. Jörg fuhr damals auf ROS. 221 " Brandenburg ". Gegen Mitternacht ist er durch unglückliche Umstände über Bord gegangen, was erst sehr spät von der eigenen Besatzung bemerkt wurde. Trotz der dann sofort von der Flottenleitung eingeleiteten Suchaktion wurde Jörg erst eine Stunde später mehr oder weniger durch Zufall von der bereits auf Heimreise, und dann wieder zurückfahrenden " Robert Koch " geborgen und danach nach Norwegen gebracht. Seine Bitte nun: Welche Spezibesatzung war in diesem BA (Besatzungsautausch) integriert und wer war der Bootsfahrer. Er möchte sich gern mit diesem Kollegen noch einmal in Verbindung setzten. Wer darüber etwas weiß, bitte sich bei mir oder beim Webmaster melden. Er wird es mir dann weiter vermitteln. Vielen Dank auch im Namen vom Kollegen Sauer Hurra ! Ein Telegramm wurde nach längerer Zeit gefunden. Auf diesem Telegramm ist der Gesuchte mit Namen benannt! Teil1/2 Nach Überredungskünsten durch "Glocke" erhielt er dann diesen Bericht! Also mit meinem Unfall war das so, am 15.12.1977 waren wir mit ROS 221 "Brandenburg" vor der Norwegenküste. Ausgelaufen sind wir mit einem Schiff das von der Sicherheitsinspektion als unsicher beanstandet wurde. Die Relingsklappe hat sich an Stb.-Seite nicht öffnen lassen. Mit Unterschrift und guten Worten und dem Versprechen es auf See sofort reparieren zu lassen sind wir ausgelaufen. Nur wusste außer dem Alten keiner davon, einige Tage später wir waren schon am Fischen und ich hatte um Mitternacht Feierabend, da passierte es. Da der Kochsmaat seine erste Reise machte und Schlechwetter war, half ich ihm die Abfälle auf das Bootsdeck zu bringen. Ich lehnte mich an die besagte Rehlingsseite und plötzlich gab die Reling nach und brach weg. Und weg war ich! Nachts kurz nach 12 Uhr; Wasser 4 Grad Celsius, Windstärke 8-9. Und was machte mein Kochsmaat, er ging Duschen. Danach ist er zum Koch gegangen und sagte ihm "der Jörg ist außenbords gefallen". Nun ging die Suche los! Ich hatte ja auch keine Schwimmweste um, und als ich sah, unser Schiff hat Rot geschossen wuste ich, man sucht mich. Dann fuhr die ROS 408 so dicht an mir vorbei das ich den Namen lesen konnte,aber durch die hohen Wellen konnen sie mich garnicht sehen. Ich selbst konnte sogar den Mann im Eisscheinwerfer sehen. Da die Robert Koch gerade mit dem BA fertig war und schon auf Heimreise gedreht hatte, entschloss sie sich die selbe Strecke zurück zu fahren. Außerhalb der suchenden Flotte stoppte sie ab und ich lag direkt an der STB-Seite im Wasser. Um 1.20 war dann alles vorbei - ich war gerettet und wurde gleich nach Norwegen ins Krankenhaus gebracht. Dieser Unfall geschah unter Kapitän Lormes, ich hatte gerade mein Schiff gewechselt, da die Leipzig auf der ich gelernt hatte und auch als Matrose gefahren bin 1977 verschrottet wurde. Wenn damals die Leipzig nicht verschrottet worden wäre, dann wäre ich auch nicht auf der Brandenburg gelandet. Kapitän Seddig war schon ein ganzer Kerl! Und es wäre vieleicht auch nichts passiert. Ja es stimmt alles so, ich glaube dies war die längste Nacht meines Lebens. Da ich ja auch keine Schwimmweste umhatte, musste ich ganz schön kämpfen. (Webmasterfrage:" Gibt es noch Beteiligte/Zeugen von der Robert Koch?) Jörg kennt da nichts und weiter ging es im Text! Nun noch kurz, wir von ROS 316 machen auch alle 2Jahre ein Bordfest, somit sind auch noch viele Verbindungen untereinander vorhanden. Aber ich glaube, da schreibe ich Dir im nächsten Brief mehr dazu. Unser nächstes Bordfest wird im Mai 2010 sein und vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Für heute mache ich mal Schluss, bis bald Jörg Fortsetzung Teil 2/2 Als die Robert Koch nun etwas ausserhalb vom Fangplatz ankam, endschied sich der Kapitän erst einmal die Pos.70.25,8N-17.16E zu halten. Zu dieser Zeit war ich mit meinen Kräften eigentlich schon so am Ende, daß es nur noch eine Frage der Zeit war bis ich untergehen würde. Ich glaube ich war schon so unterkühlt, dass ich dachte es wäre eine Haluzination als ich plötzlich Stimmen hörte, die da riefen : "Seemann halte durch, wir haben Dich gleich!". Ich schaute auf und traute meinen Augen nicht, da lag ein Schiff , direckt vor mir. An der STb.-Seite wurde ein Schlauchboot herabgelassen, aber nicht ausgeklinkt, das Wetter war einfach zu schlecht. Dort schwamm ich noch alleine ran, dann griffen mich zwei Hände, so dass ich wusste, die lassen dich nicht mehr los. Nun wusste ich, ich bin Sicher, und anscheinend war ich auch gleich bewustlos. Denn zu mir kam ich erst wieder in der Messe auf einem Tisch, eingehüllt in warmen Decken, die im Backofen erwärmt wurden und mit den Worten eines Kapitäns, "dass hätte aber verdammt ins Auge gehen können". Dann wurde ich in eine Koje gelegt und unter Beobachtung einiger Besatzungsmitglieder bei guter Laune gehalten. Auf eigenen Wusch kam ich dann wieder auf die "Brandenburg" die mit mir dann nach Harstadt (Norwegen) fuhr. Dort wurde ich im Krankenhaus ausgiebig untersucht und als Top-Fit beurteilt, dann kam die Frage, ob ich denn nach Hause möchte. Meine Antwort war, da ich ja Top-Fit bin , brauche ich auch nicht nach Hause . Wir sind dann Mitte Januar eingelaufen in Rostock. Dann folgten 3 Monate Genesungsurlaub,viele Untersuchungen beim MDV in Berlin Psychologische Gutachten mit 14-wöchigem Autogenischen Trainings. Dann mit einer Abschlussuntersuchung in Dr.Drummers Idiotenkabinet im Überseehafen. Nach dem ich dieses durchlaufen hatte, musste ich warten, ob er entschied mir meine Seetauglichkeit zu geben. Ich bekam sie wieder, bin dann wieder ab September 1978 bis zur Wende auf vielen Schiffen gefahren 223,402 331 ATB3,334 und unter anderem viele Jahre auf 316+317. Nach der Wende bin ich noch 10 Jahre als Steuermann den Rhein+Main auf einem Tankschiff rauf und runter gefahren.Im Jahre 2000 habe ich dann aus gesundheitlichen Gründen mit der Schifffahrt aufgehört. Mein neues Zuhause liegt nun nahe bei Würzburg natürlich am Main.
Volker weiß noch mehr zum Bericht "Mann über Bord" von Kapt. Volker Mitschke . ....zum Unfall von Jörg Sauer: Wie ich schon mal gesagt habe, der Wilfried Gille hat die seltene Gabe......., nun war ich so leichtsinnig und habe ihm gegenüber verlauten lassen, dass ich den Unfall von Jörg Sauer annähernd kenne und schon war ich eingespannt. Die Bescheidenheit von Jörg ist unbeschreiblich, sowohl damals, als er aufgefischt wurde, als auch noch heute, wenn er davon berichtet. Das Beschreibung des Wetters mit Wind 8 Bft. stimmt so, wie er es ausführte. Nur hat er das teilweise undurchdringliche Schneetreiben in dieser Nacht verschwiegen. Weiter hat er uns nicht von den 45 Minuten erzählt, welche er im eiskalten Wasser trieb. Normalerweise überlebt ein Mensch in einer Wassertemperatur von 4° maximal 10 Minuten, dieser Fall war schon für die Wissenschaft ungeheuer erwähnenswert. Also noch einmal, wir fischten in dieser Nacht in der Barentssee. Ein sich fast unmenschlich, überschreiendes „Mann über Bord“ und weitere fast nicht zu erkennende Erklärungen des Kapitäns der „Brandenburg“ riss alle auf dem Platze Befindlichen aus ihrer geschäftlichen Tätigkeit. Wir mussten den Kapt. erst einmal beruhigen um herauszufinden wo er sich mit seinem Schiff in dem Schneetreiben überhaupt befindet, um suchen zu helfen. Die Identifikation eines Fahrzeuges bei unsichtigem Wetter gehört zu den immer wieder geübten und in Fleisch in Blut gegangenen Tätigkeiten eines Fischers und so hatten wir die Position der „Brandenburg“ schnell gefunden. Hier angekommen, war dann auch umgehend eine Suchformation gebildet. Nur, der Autofahrer weiß ja was er im Dunklen bei Schneetreiben mit eingeschaltetem Scheinwerfer sieht, fast Null. Und so ging es allen Suchenden mit allen den zur Verfügung stehenden Scheinwerfern damals auch. Wir hatten auch alle Mann bis aufs äußerste gespannt an Deck zur Suche. Jörg aber hat uns an sich vorüberfahren sehen, wir ihn im Wasser aber nicht. Nach 45 Minuten, also ich kann mir nicht vorstellen wie es einem in solcher Situation geht, kam dann die „Robert Koch“ in seine Nähe. Jörg hat damals zu sich gesagt, so berichtete er später, “wenn die mich nicht sehen, dann gebe ich mich auf“. Und die vielen Augen auf der „Koch“ haben ihn erblickt. Wie er dann, steif gefroren, auf dieses Schiff gekommen ist, hat er er uns nun ja schon selbst erzählt. In der Flotte berichtete man damals von Nierenschäden, welche Jörg, hervorgerufen durch das eisige Wasser, in der Folge hatte. Als man ihn später befragt hat, ob er denn nun die Schnauze voll hätte von der Seefahrt, da hat er verneint. Jörg war schon damals, ja, ich sag mal, außerordentlich bescheiden. Soviel aus meiner Sicht zu der Rettung von Jörg Sauer. Ursache war ja ein Teilstück Reling, welches auf dem Bootsdeck aller Seitentrawler eingehängt und wegnehmbar angeordnet war. Dieses Stück Reling sollte eigentlich mit Splinten abgesichert sein. Der Inspektor des Seefahrtsamtes hatte die Nichtsicherung der Reling bei der Abnahme im Hafen bemängelt und im Abnahmebericht die Abstellung dieses Mangels noch im Hafen gefordert. Die Nichtbefolgung war dann die Ursache für diesen außergewöhnlichen Seeunfall.
Guntram Suczek Guntram Suczek