Geschichte/Chronik des Fischkombinates Rostock (entnommen dem Buch "Hiev up") Bereits mit der Gründung der DDR war abzusehen, dass der Fischereistandort Sassnitz nicht den künftigen Anforderungen an die Versorgung der Bevölkerung mit Fisch und Fischereierzeugnissen gerecht werden würde. Also wurde über einen weiteren Hochseefischereistandort nachgedacht, der auch bei der Verkehrsanbindung und beim eventuellen Hafenerweiterungsbauten günstigere Voraussetzungen ermöglichte. So kam man auf das Gelände der ehemaligen Flugzeugwerke Heinkel in Rostock. 17.November 1949 - Der Rat der Stadt Rostock schlägt der VVB Fischwirtschaft Sassnitz als endgültigen Standort für die Errichtung eines Betriebes der Hochseefischerei das Gelände der Heinkel AG in Rostock-Marienehe vor. 07.Dezember 1949 - Der Rat der Stadt stimmt der Gründung eines Fischkombinates in Rostock zu. (Lange nach dem Bau existierten noch die "Sarotti-Wohnbaracken", in denen unter anderem Arbeiter der Sarotti-Schokoladenfabriken wohnten, die den Bau des Hafens und der Hafenanlagen unterstützten) 19.April 1950 - Der erste Logger ROS 101 "Heinrich Mann" und vier weitere werden in Sassnitz in Dienst gestellt. Weitere 30 Logger folgen bis zum Oktober 1951. (die ersten Logger wurden genietete Stahllogger , der größere Rest waren geschweißte Stahllogger) 19.Juni 1950 - Die Logger ROS 101 "Heinrich Mann" und ROS 104 "Rosa Luxemburg" löschen als erste in Rostock Bramow. ( Kaianlagen der Warnowwerft) 10.Dezember 1950 Richtfest für die erste Fischhalle.Dieses Datum gilt als Gründungstag des Betriebes. März 1951 - Erste Eisfabrik mit einer Kapazität von 50 t Stangeneis/Tag geht in Betrieb. Mai 1951 - Erster (äußerer) Abschnitt des Hafenbeckens mit Fischhalle in Betrieb. Sommer 1951 - Die Logger beginnen in der Barentssee zu fischen. (eine neue, höhere Qualität der Fischerei beginnt, Rotbarsch kommt zusätzlich auf den Tisch, d.h. aber auch, dass die Schiffe bis zu 10 Tagen durchgängig fischen können) 01.September 1951 - Die Betriebsberufsschule wird eröffnet. 01.Januar 1952 - Betrieb erhält Bezeichnung VEB Fischkombinat Rostock (bis dahin VEB Hochseefischerei Rostock Bramow). 01.Februar 1952 - Die neuerbaute Betriebsberufsschule wird bezogen. März 1952 - Grundsteinlegung für das Lehrlingswohnheim. (4 Lehrlinge schliefen in 2 Doppelstockbetten in einem Zimmer (Kammer). 01.Juni 1952 - Die Seitentrawler (Typ I) ROS 201, 202 und 203 als erste einer Serie von 6 Schiffen in Dienst gestellt. (Noch stärkere Schiffsdiesel und noch größere Laderäume ermöglichten den Fischereibetrieb vor Island, Reisedauer bis 30 Tage, davon 10 Fangtage) 28.Juni 1952 - Inbetriebnahme des zweiten, äußeren Teils des Fischereihafens. 1953 - Errichtung der Fischmehlfabrik, ( wenn der Wind ungünstig stand, roch man den Gestank nicht nur am Lehrlingswohnheim, sondern der ganze Stadtteil Reutershagen 2 litt darunter und damit der RUF der Hochseefischer) -Seemannsheim am Schröderplatz eingerichtet. ( erste Interhotel mit Wäscherei der DDR, wohnen kostenlos für das fahrende Personal ) 1954 - Bildung der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) der Hochseefischerei. Mai 1954 - Große Eisfabrik (200 t/Tag), Salzerei, Kulturhaus und Betriebsambulatorium fertiggestellt. ( hier wurden die kostenlosen Gesundheits-Reihenuntersuchungen und alle anderen ärztlichen Dienstleistungen geboten) 21.Mai 1955 - Der Seitentrawler (Typ II) ROS 211 "Leuna", erstes einer Serie von 14 Schiffen, wird in Dienst gestellt. ( mit dem Typ II, der wiederum stärkere Schiffsmotore erhielt wurde ein weiterer Schritt getan, um die Fangleistungen in rauher See zu erhöhen.) 1956 - Das Kühlhaus (Kapazität 5000 Tonnen) wird in Betrieb genommen. Aufbau einer Filetierabteilung für Rundfisch. 18.Juli 1956 - Das Fischereihilfsschiff ROS 314 "Robert Koch" wird in Dienst gestellt. 01.August 1956 - Betriebspoliklinik übernimmt medizinische Betreuung. Frühjahr 1958 - Der Trawler ROS 219 "Dresden" (Kapitän Krönke) beginnt mit der Fischerei im Nordwestatlantik vor Westgrönland. ( Reisedauer bis 33 Tage, jedoch immer noch nur bis zu 10 Fangtage) 1959 - Die pelagische Zweischiff-Schleppnetzfischerei mit Loggern wird eingeführt. ( diese Fangmethode wurde in der Nordsee praktiziert ) 30.Juni 1959 - Das Haus der Hochseefischer (1. Bauabschnitt) wird fertiggestellt. ( überwiegend 2-Bett Zimmer auf mehreren Etagen )
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Hochseefischer Welt
31.März 1960 - Das Fang- und Verarbeitungsschiff (FVS) ROS 301 "Bertolt Brecht" wird in Dienst gestellt. (Beim Betreten galt höchste Sicherheitsstufe, nur mit Sonderausweis, siehe unter "Dokumente" ) Bis 1966 folgen weitere 12 FVS. Damit Aufnahme der Produktion von Frostfisch auf See. 22.September 1960 - Das erste Transport- und Verarbeitungsschiff (TVS) ROS 315 "Martin Andersen Nexö" läuft zur Jungfernreise aus. ( Jungfernfahrt ist gut! Lief vorher schon als Luxusdampfer "Andrea Doria" und Bananendampfer "Pegasus" ) 02.Oktober 1960 - Der Trawler ROS 208 "Magdeburg" und die "Martin Andersen Nexö" nehmen die Frischfischübergabe mit Schwimmsteerten auf. Beginn der industriellen Flottillenfischerei. ( dabei gingen zuerst viele Sterte mit Fisch unter, bevor man die über richtige Strategie verfügte) 01.Dezember - 1960 Der Seitentrawler (Typ III) ROS 221 "Brandenburg", das erste einer Serie von fünf Schiffen, wird in Dienst gestellt. Letzter Seitentrawler-Typ. (sie fielen im Hafen sofort auf, da sie statt grün hellblau gestrichen waren, bei der Auslieferung hatte man vergessen Wasserablaufschotten einzubauen) März 1964 - Der Trawler ROS 224 "Görlitz" gerät vor Westgrönland in schwere Eisnot. Mit Unterstützung der "Erich Weinert" rettet die Besatzung das Schiff. November/Dezember 1964 - Mit dem Einsatz von ROS 308 "Walter Dehmel" beginnt die Fischerei vor Nordwestafrika. ( vom Hörensagen damals : 1. Versuch schon 1962/63 ) 08.März 1966 - Der Spezial-Zubringertrawler ROS 401 "Artur Becker" als erstes einer Serie von 21 Schiffen wird in Dienst gestellt. 01.August 1966 - ROS 311 "Rudolf Leonhard" überquert den Äquator und erkundet das Fanggebiet Südwestafrika. Der Warnowkai mit Taklerei, Netzboden, Versorgungslager, Reparaturbereich und Kühlhaus wird vollendet. 10.März 1967 - Das Transport- und Verarbeitungsschiff ROS 316 "Junge Welt" wird in Dienst gestellt. 21.April 1967 - Als Schwesterschiff folgt ROS 317 "Junge Garde". Es sind die größten deutschen Fischereischiffe. 03.Juli 1967 - ROS 310 "Peter Kast" beginnt auf der Georgesbank zu fischen. Mit 101 Schiffen erreicht die Rostocker Fischereiflotte ihren höchsten Bestand. 11.September 1968 - Indienststellung des ersten Kühl- und Transportschiffes (KTS) ROS 318 "Breitling". 8.März 1968 - Die "Junge Garde" gerät zusammen mit den Zubringertrawlern ROS 401 und ROS 404 bei Labrador in Packeis. Die Eispressung führt zum Wassereinbruch im Maschinenraum. Durch eine großangelegte Hilfsaktion von 12 Schiffen wird sie am 10. März gerettet. Herbst 1968 - Der Frosttrawler ROS 502 "Sund" erkundet Fangmöglichkeiten vor der argentinischen Küste. 30.September 1969 - Inbetriebnahme des teilautomatisierten Betriebsteiles (TAB) zur Fischverarbeitung. 1971 - Wiedereinordnung des ab 1954 selbständigen Fischverarbeitungsbetriebes Rostock-Marienehe in das Kombinat. Mit 223.664 Tonnen wird das höchste Jahresfangergebnis erreicht. Sommer/Herbst 1972- Das FVS ROS 307 "Peter Nell" passiert den Panamakanal und nimmt die Fischerei im Nordostpazifik auf. 12.Februar 1973 - Beginn des Austausches von Besatzungen auf See mit Flugzeugen über ausländische Häfen und der zum Mannschaftstransporter umfunktionierten "Robert Koch". 29.November 1976 - Der Supertrawler ROS 331 "Ludwig Turek", das erste einer Serie von acht Schiffen, wird aus der Volkswerft Stralsund übernommen. Herbst 1977 bis Frühjahr 1978 - ROS 311 "Rudolf Leonhard" erkundet Fangplätze im Indischen Ozean vor der jemenitischen Küste. 01.Januar 1978 - Bildung des VEB Fischkombinat Rostock (mit den Fangbetrieben VEB Fischfang Rostock und VEB Fischfang Sassnitz) durch Umwandlung der VVB Hochseefischerei. Herbst 1978 - Der Z-Trawler ROS 419 "Philipp Müller" beginnt mit der Garnelenfischerei vor Mocambique. Winter 1979/80 - Der Supertrawler ROS 334 "Eduard Claudius" und der Z-Trawler ROS 410 "Rudi Arndt" erkunden das Fanggebiet Südostpazifik. Auf der Heimreise umrundet ROS 410 das Kap Hoorn. 01.Juli 1980 - Außenhandelsbetrieb Fischimpex gegründet. 1983 - ROS 307 "Peter Nell" beginnt mit dem Kalmarfang im Südwestatlantik. 01.Januar 1984 - Der VEB Fischfang Rostock wird Stammbetrieb des VEB Fischkombinat Rostock. 09.Dezember 1986 - Gefriertrawler ROS 801 "Fritz Dettmann", als erster einer Serie von sieben Schiffen in Dienst gestellt. 26./27.Dezember 1987 - Die Besatzung des Supertrawlers ROS 337 "Ludwig Renn" rettet im Atlantik die Besatzung der "Island Queen" aus Seenot. 1./2.März, 14./15.Juni 1990 - Beratungen der gemischten Fachgruppen aus der Fischwirtschaft beider deutscher Staaten in Rostock und Cuxhaven. 30.Juni 1990 ca. 40 Jahre nach seiner Gründung endet der Fischfang Rostock als volkseigener Betrieb. Er beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 8.309 Arbeitnehmer, darunter 4.350 als seefahrendes Personal, und besaß 40 Fangschiffe mit einer Vermessungs-Tonnage von 119.913 Tonnen. 01.Juli 1990 - Der VEB Fischfang Rostock wird privatisiert und in 5 GmbH entflochten. Der VEB Fischkombinat Rostock wird in die Deutsche Fischwirtschafts AG umgewandelt. 02.August 1990 - Ostseefisch GmbH gegründet. Am 15.November 1990 wird die Rostocker Fischfang-Reederei GmbH gegründet. 01.April 1993 Privatisierung der Mecklenburger Hochseefischerei GmbH. Anteilseigner wird mit 60% die isländische Akureyringa H.F., 25,1% hält das Land Mecklenburg-Vorpommern, 14,9% die Hansestadt Rostock.
Sassnitzer Chronik
Kurz nach der Wende