Hochseefischer Welt
Fahrzeitberichte
... Hochseefischer erzählen über Ereignisse an Bord der Fangschiffe-
"Aus den Erinnerungen des Hochseefischers Heizer Tom"
Garnelentrawler
Teil IV
Wie schon beschrieben, waren die 4 Garnelentrawler aus ehemaligen Spezialzubringertrawlern hervorgegangen, wurden
für den Einsatz in Mocambique umgebaut und nach der ersten folgenden regulären Werftzeit mit Auslegerbäumen (je 12 m)
ausgerüstet.
Zum Einsatzbeginn hatten die Trawler damit im Durchschnitt so ca. 12 bis 14 Jahre Betriebszeit unter harten Bedingungen
von Spitzbergen über Labrador, Grönland bis zur Georgsbank vor der US -Küste hinter sich. Nun der Einsatz in tropischen
Gewässern!
Dieses Garnelenprojekt entwickeln und Garnelen fangen war das eine, aber die Voraussetzung dafür, die Schiffe am "Laufen"
zu halten war das andere.........
Ich mochte es manchmal schon nicht mehr hören:" Heizer,Heizer, komm schnell.....!" und dann noch morgends während
meines Morgenkaffee's im Schalttafelraum, obwohl der grösste Teil der Besatzung wusste, dass ich ein Morgenmuffel
war......aber als auch noch die Wechselsprechanlage anfing zu plärren, die Stimme des Steuermanns aufgeregt nach mir
verlangte und mich auf das achterne Arbeitsdeck schickte, musste ich mich auch ohne Kaffee bewegen!
An Deck waren die Jungs um die achterliche Luke der Drahtlast an Bb versammelt, der Netzmacher rief mir entgegen:
" Heizer, wir saufen ab!". So ein Blödmann, mein erster Gedanke,als ich aber in die Drahtlast schaute, fing mein Gehirn
trotz der morgendlichen Stunde schnell an zu rotieren.
Die Drahtlast stand unter Wasser. Die Reservekurrleinen gut gewässert und die Drahtstander,die die Jungs herauf holen
wollten kaum zu sehen! Blitzschnell hatte ich im Kopf die angrenzenden Schiffsräume, den Hydraulikraum,die Rudermaschine,
die Tanks. Die Jungs kamen in Bewegung und noch während ich auf der Leiter nach unten in das Wasser der Drahtlast war,
erhielt ich die ersten Rückmeldungen: "Rudermaschine trocken, Hydraulikrauminnenwände trocken, Verarbeitung trocken"
- also hielten die Schotten -und Trennwände ( auf dem Schiff hier wichtig), hatte die Besatzung schon einmal vor New York
ein Vollaufen des Schiffes erlebt..
Als ich mit meinen Füssen den Boden der Drahtlast berührte, stand mir das Wasser buchstäblich bis zum Hals, hier war das
"Schönwettergebiet" mal ein Vorteil,denn das Wasser hatte angenehme Badetemparaturen. Die Füsse "vorbildlich" mit den
üblichen Arbeitsschuhen, sprich Ochsenfelllatschen bekleidet suchten den erreichbaren Boden ab ...und da, da war es, ein
Wasserstrahl im Rythmus der Schiffsbewegung!
In der langen Dünung drückte er meinen Fuss nach oben, hob sich das Schiff, konnte ich meinen Fuss wieder auf das Leck
stellen!
Von oben schauten alle gespannt herab auf mich, auf einmal schob sich das breite Gesicht des Alten in den Lukenausschnitt:
" Na Heizer, was ist, packen wir das, oder brauchen wir Hilfe?",
"Holt den Wasserjäger her, lass den Dampfer auf den Kopf trimmen, mit allem was wir haben, Diesel von der Achterpiek nach
vorn, Wasser in die Vorpiek, das sollte reichen! Heh, und die Dicken auf die Back!", konnte ich schon wieder scherzen.
Ich spürte hier im Wasser, wie alle geschäftig durch die Gegend rannten, der Wasserjäger kam herunter, das Schiff begann
sich zu bewegen und tatsächlich mit den Augen konnt ich das Leck jetzt sehen, leuchtete von unten das azurblaue Wasser!
Heizer Tom gemeinsam mit lettischen Monteuren
Zu meiner Erleichterung fing der Wasserspiegel an zu sinken. Einmal zeigte der Wasserjäger Wirkung und zum Anderen wirkte sich die veränderte Lage
des Schiffes aus, das Heck hob sich langsam aus dem Wasser.
Nun konnte ich aus dem Wasser steigen und oben erläuterte ich dem Alten meinen Plan, danach sprach ich mich mit dem Deckschlosser ab.
Das Leck war im Wechselgang des Schiffes, dem gefährdesten Teil des Schiffes durch Korrossion und Kavitation, der hier strömenden Luftblasen kurz
vor der Achterkante des Schiffes entstanden.
Mehrere 10 mm Blechstreifen nebeneinander von innen als Doppelung aufgeschweisst solllten Abhilfe schaffen. Für ein sauberes Schweissen musste
aber der Boden aus dem Wasser ragen und trocken bleiben!
So wurde nun wirklich alles nach vorn gepumpt, sämtliche vorderen Dieseltanks, wie Wassertanks bis zum "Bersten"gefüllt. In der Zwischenzeit konnte
sich der Decksi vorbereiten, denn alle Hoffnungen lagen nun auf ihm!!
Sich seiner Wichtigkeit bewusst, schritt er förmlich über das Arbeitsdeck, die Bestleute bildeten Spalier und die Jungmänner rollten geflissentlich das
Schweisskabel und die Brennerschläuche aus......
Ja, das Heck kam soweit aus dem Wasser, dass die Sonne durch das Leck schien, nun verschwand der Deckschlosser in der Drahtlast und dick
aufsteigende Rauchschwaden zeigten seine Schweissarbeiten an..... Die Doppelungen hielten bis zur nächsten Werftzeit!
Die Schiffbauer in Sczcecin auf der Szczecinska Stocznia Remontowa Gryfia hatten alle Hände voll auf unseren Schiffen zu tun und ich muss mich
anerkennend vor deren Arbeit verbeugen, denn es gehörte eine gewisse Erfahrung dazu, komplette Schiffsbodenplatten zu tauschen, neuen Stahl mit
alten Platten zu verbinden, oft gingen dann Spannungsrisse immer weiter, aber hier berherrschten die polnischen Werftjungs ihr Handwerk und
"frisch gestählt" konnten wir auf Reise gehen......
Aber dafür hatten wir mit anderen Nachlässigkeiten des Werftdurchlaufes zu kämpfen, gemeinhin galt der Spruch, wir brauchen 2 Reisen, um das Schiff
zum Laufen zu bringen......... Es reichte eben nicht, den Maschinenraum bis zum Äquator neu zu spritzen und ein sauberes Aussehen zu verleihen,
sondern die vielen kleinen Tücken aufzudecken und zu beseitigen, doch dazu später......
Garnelentrawler - Personalqueruleien
Teil V
Im Grunde sollten 1980, als der Umbau der 4 Z-Trawler zu Garnelentrawler zu Ende ging, die 4 Stammbesatzungen der Z-Trawler weiter fahren.
Aber die Umstände haben es ergeben, dass doch viele neue Gesichter in die Stammbesatzung integriert werden mussten. So war ich als Heizer
für die Stammbesatzung neu, dazu kam ein Kälteing und zwei junge TO, die sich beim Umbau in der Werft voll engagiert hatten.
Karli Berger von der AKL,verantwortlich für das Maschinenpersonal hatte auch Verständniss für unsere Situation, da ich ihm auch schon mit den
Jahren des öfteren aus der Patsche geholfen hatte und auf seine Telegramme mitten im Urlaub reagierte , für ihn den Urlaub abbrach und
ausgelaufen bin, so musterte er für uns einen jungen, tatkräftigen Maschinenassistenten an. Der Stamm E-Meister und Deckschlosser
vervollständigten die Maschinenbesatzung.
Noch in der Endphase des Umbaus "spielten" wir uns aufeinander ein, bis zum Fangplatz Mocambique hatten wir 30 Tage Zeit uns und den
Maschinenraum auf Mocambique vorzubereiten!
Wie üblich nach solchen langen Werftzeiten sah es ja da unten aus, als hätte eine "Bombe" eingeschlagen. So waren wir alle damit beschäftigt
Ordnung zu machen, den Maschinenraum im Anschluss mit Farbe zu spritzen - ein Schei...Job, bei laufender Maschine- und meiner Devise "bis
zum Äuqator muss es geschafft sein", weil dann die Temparaturen solche Arbeiten gar nicht mehr zuließen, machte es nicht leichter, deshalb
war der Deckschlosser voll in diese Arbeiten integriert!
Da hatte ich aber nicht mit den Bestleuten und Netzmachern gerechnet, die der Meinung waren, Deckschlosser ist Deckschlosser und steht zu
ihrer Verfügung! Sicher, nach gewohnter Art mochten sie Recht haben, war der Deckschlosser doch für das "Besohlen" der Bomber und
Scherbretter zuständig und hatte genug Schweißarbeiten! Sie sahen ihn gern als "Ersatzmatrosen", der sie bei der Verarbeitung der Garnelen
unterstützte.
Wie so vieles, war aber hier in Mocambique die Situation vollkommen neu, nicht das "Besohlen" war die vordringlichste Aufgabe - wurden doch
gar keine Bomber mehr am Grund gefahren- sondern die vielen Schweißarbeiten machten den Deckschlosser mit seiner Qualifikation zum
gefragtesten Mann an Deck und in der Maschine. Ständig wollten Lecks in Rohrleitungen geschweisst werden - ich glaube wir haben das ganze
Schiff "gedoppelt"!
So erinnere ich mich, wie der Deckschlosser, seine Lunge ausatmete, hinter den Hauptmaschinenkühler,
zwischen Bordwand und Kühler gekrochen ist, ich ihm jede Schweißelektrode auf 5 cm gekürzt gereicht
habe und er so eingezwängt zentimeterweise eine Doppelung auf den lecken Kühler schweisste, bei fast
50 Grad Celsius Wärme im Maschinenraum!
Nachdem im Verabeitungsraum am Fangplatz von uns Umbauarbeiten vorgenommen wurden, die die
Arbeitsabläufe verbesserten, hatten auch die Bestleute und Netzmacher begriffen, dass der
Deckschlosser ein gleichberechtigter Partner an Bord war und bildeten Spalier.
In der Zwischenzeit waren auch Netzmacher und Matrosen von den Grossschiffen zu uns gestoßen,
die Spezialkenntnisse, wie z.B.Taucherausbildung,. hatten. ( z.B. Chritian, den Gedichtbandschreiber).
Es hatte sich herausgestellt, dass die Schiffe in dem warmen Seewasser vor Mocambique derartig
schnell am Unterwasserschiff mit Bewuchse betroffen waren, dass die Schiffe in kurzen Abständen
gebürstet und geschabt wurden. "Unsere" Matrosentaucher unterstützten dabei den Taucher aus der
Tauchergruppe des Kombinates,der extra mit Arzt eingeflogen wurde!
Eine schwere Arbeit, mit von uns aus VA Blech angefertigten Schabern mehr als 8 Std am Tag das
Unterwasserschiff zu schaben und sich dabei nur im Haischutzkäfig zu bewegen!Alle anderne Matrosen
waren damit beschäftigt den Käfig mittels Beihiever - und Ginwinden unter dem Schiff nach den
Taucheranweisungen zu versetzen. Insgesamt waren die Taucher 3 Tage mit der Reinigung beschäftigt!
In der Zeit wurden Maschinenreparaturen durchgeführt, Kolben gezogen, Kolbenringe erneuert usw.
Also qualifizierte Arbeiten von allen Besatzungsmitgliedern ausgeführt!
Daher kam es für mich vollkommen überraschend, als mich der Kapitän zum Ende einer Reise zu sich
rief und mir ein Telegramm von der Fangleitung reichte, nach dessen Inhalt, ab nächster Reise 3
mocambiqanische Lehrlinge von der Marineschule Maputo an Bord gemustert werden und dafür der
Maschinenassistent nicht mehr gemustert wird!
Mein Schimpfen und Fluchen darüber war an Bord wohl zwecklos, ich musste mich beschweren, so war mein erster Weg nach Ankunft in Rostock
zur zuständigen Fangleitung, rein zum Fangleiter, kurz gesagt, wer ich bin und was ich will. Ich glaube, ich wurde immer lauter,drohte mit
Seefahrtsamt, Schiffsbesetzungsordnung - im Hinterkopf hatte ich ja immer die Gedanken bei unserer Arbeit, den Reparaturen an Maschinen
und Schiff, da fehlte jede qualifizierte Hand -und auf unsere Knochen auf den Maschinenassistenten verzichten wollte ich auch nicht, die jungen
schwarzen Lehrlinge mochten liebe Kerle sein, aber einen gut ausgebildeten,an der BBS gelernten Assi konnten sie nicht ersetzen -also war
meine Lautstärke berechtigt!
"Wenn es ernst wird, da kennt Ihr Euch in den Gesetzen aus - aber wir müssen sparen, Flugkosten,Lohnkosten!" war die Antwort des Fangleiters.
Wütend verliess ich sein Zimmer, im Vorzimmer, mein Maschineninspektor:" Dass Du Dir das traust!", aber da war ich schon draussen.
Voller Adrenalin führ ich aus dem Kombinat. Im HdH erwartete mich meine Frau, sie meinte dann nur: " na, das war deine letzte Reise!"
Sollte es nicht gewesen sein, denn beim Abflug in Berlin stand der Assi mit am Flugplatz, war gemustert, hatte sein Seefahrtsbuch, auch meins
war vorhanden und in Maputo auf dem Schiff haben wir die Kammerbelegung so geändert, dass die 3 Lehrlinge eine Kammer bezogen,
einer schlief auf der Ducht. So ging es, zwei Lehrlinge konnten an Deck ausgebildet werden, einer in der Maschine, der wohl zum ersten Mal im
Leben einen Schraubenschlüssel in der Hand hatte und unser Maschinassistent, der ihn gern ein bisschen mit unter seine Fittiche nahm, denn
fortan erledigten sie dessen Aufgaben gemeinsam.
Zum Abschluss der Reise konnte der Lehrling an der Hauptmaschine ein Indikatordiagramm ziehen und interpretieren, so war uns allen geholfen,
die "Personalrationalisierung" zu den Akten gelegt und im Maschinenraum Ausfälle verhindert!
Auch an Deck funktionierte die Ausbildung, die Lehrlinge wurden so ausgebildet, wie unseren eigenen, lernten den Verarbeitungsprozess,
Netz -und Decksarbeiten kennen und gingen Brückenwache. Ich glaube, wir hatten bei ihnen nicht den schlechtesten Eindruck hinterlassen,
denn beim Wechsel kamen Neue voller Erwartung und aufgeschlossen an Bord
Meint Heizer Tom
"... Flachwasserfischerei...."
Teil VI
Nachdem die Auslegerbäume auf den Schiff installiert waren und die Fänge im Tiefwasser langsam den
gewünschten Erfolg hatten, kam aus Maputo der Hauptstadt von Mocambique der Vorschlag unseres
Fischereivertreters, die Fischerei auf dem Flachwasser, oben im Norden von Mocambique zu erkunden.
Er oder wer auch immer hatte Informationen erhalten, dass da oben in Quelimane ein mocambiqueanisch
-japanisches Gemeinschaftsunternehmen erfolgreich die Flachwassergarnelen befischt.
Also hieß es, die "Plünen" eingepackt und auf die mehrtätige Reise hinauf nach Norden gehen.
Je weiter nördlicher wir kamen, änderte sich natürlich auch das Wetter, herrschten im Tiefwassergebiet
im Süden vor Maputo oft süd-östliche Winde, die frische Luft aus den südlichen Breiten heranbrachte,
so war hier schon mehr die Nähe des Äquators zu spüren. Schwülwarme und schwere Luft,
die den Mocambiquekanal, der Meerenge zwischen Madgaskar und Mocambique nach Süden entlang
strömte. Oft traf sie auf die kühle Luft aus dem Süden, die mit Tiefdruckgebieten herantransportiert wurde,
dann gab es schon wolkenbruchartige Regengüsse, Wasserhosen konnten mehrfach beobachtet werden
und stellten bald keine Attraktion mehr dar. Es war aber auch zu beobachten, dass das Land nichts von
dem ergiebigen Regen hatte, denn die Tiefdruckgebiete schwenkten hier oben wieder nach Osten, in den
Indik hinaus, so dass das Land trocken blieb und von Dürren heimgesucht wurde! "Schönwettergebiet"
Mocambique !
Natürlich suchten wir bei unserer Ankunft die japanischen Garnelenkutter, um das ungefähre Gebiet
kennenzulernen, wo sie die Flachwassergarnelen fischten. Diese Arten wurden uns als größer, ungefähr
zwischen Tiefwassergarnele und Languste im noraus beschrieben. Es sollten die Sorten Brown, Tiger
und Flower von dem Gemeinschaftsunternehmen gefangen und verarbeitet werden.
Unsere Nautiker "entdeckten" die Fahrzeuge dicht unter Land. Als ich am nächsten Morgen auf Rundgang war, der mich auch regelmäßig über
die Brücke führte, musste ich feststellen, das Land war zum Greifen nah, hinter dem kurzen Sandstrand wiegten sich die Palmen im Wind, weiter
schweifte mein Blick nach achtern,was war das?
Wir werden verfolgt! Dachte ich und wies den Steuermann laut daraufhin: " Hast Du schon gesehen, da verfolgt uns wer!"." Was meinst Du?"
"Na da, die zwei dunklen Spitzen genau hinter uns an BB und Stb!", sagte ich aufgeregt.
"Mann, das sind unsere Scherbretter! Die schauen aus dem Wasser!" und schon schaute er angestrengt wieder nach vorn.
Ja, jetzt sah ich es auch, die Spitzen unserer Scherbretter schauten achtern aus dem Wasser, die Schraube wühlte schon Sand auf und wirbelte
ihn mit dem Schraubenwasser weit nach hinten. "Steuermann, hast Du noch Wasser unter den Füssen?" (Wasser unter dem Schiff).
"Es müssten noch 5m sein", seine Antwort. Tatsächlich war auf dem Echolot nichts mehr zu sehen. Das Bodensignal verschmolz mit dem
Ausgangssignal und das bei 4,50 m Tiefgang des Schiffes!
Er hoffe nur, dass hier keine "Wackermänger" am Grund liegen und zog so direkt hinter einem japanischen Kutter her. Hoffentlich geht das gut,
dachte ich!
Da drehte auf einmal der Japaner vor uns und ging wieder auf Gegenkurs! Warum dreht der? Wir waren gewohnt unsere 3 Std, entweder nach
Norden oder nach Süden zu schleppen, aber mittendrin mit den Netzen zu drehen? Der Steuermann beriet sich mit dem dazugekommenem Alten.
Es wurde ein schwieriges Unterfangen, unser um ein mehrfaches grösseres Schiff mit den Netzen kurz hinter uns, am Grund so zu drehen.
Und es ging natürlich beim ersten Mal schief. Die Netze schossen ineinander, mussten gehievt werden . Die Matrosen hatten Arbeit und murrten
über solche Experimente!. Auch der Steertinhalt war zum fürchten. Ja, Garnelen waren auch dabei, die paar konnte man an zwei Händen abzählen,
obwohl schöne Tiere, vor allen die Flower Garnelen, mit ihren blauen und gelben Streifen sahen wunderschön aus und hatten eine ansprechende
Größe. Dennoch sie waren alle versandet. So konnte man diese niemend anbieten. Das Wasser war einfach zu flach, der Propeller wirbelte den
Sand auf und in dieser"Sandschleppe" noch saubere Garnelen zu finden war unmöglich.
So wurde "tieferes " Wasser aufgesucht - 10 bis 20 m , für unsere Grösse auch noch recht flach! Aber hier draussen lief es besser, ab und zu waren
auch Garnelen dabei, ansonst viele Schlangen, unbekannte Fische und Krabben aller Art!
Aber es konnte auf Dauer nicht befriedigen! Einzelne Garnelen zu fangen, Fische, mit denen wir nichts anfangen konnten - aber die Mocambiqueaner
in ihren Einbäumen! Sie fuhren täglich weit aufs Meer hinaus, um Fische für sich und ihre Familien zu fangen. Ein mühseliges Geschäft. Daher
nahmen sie über unseren schwarzen Inspektor Kontakt auf und gingen in Folge während des Schleppens mit ihren Einbäumen bei uns längseits!
( Ein gewagtes Manöver, aber seemännisch sehr gut von ihnen ausgeführt, dennoch passierte es, dass etwas Ungeschicktere, die zu wenig Power
mit ihren Paddeln erzeugten, mit ihrem Einbaum unter unsere Kurrleine kamen und kenterten, doch schnell nahmen die andern Einbaumfahrer
sie dann auf. Natürlich war der gesunkene Einbaum in unserem Netz! Wurde mühsam nach dem Hieven befreit und nachdem wir gehört hatten,
wie lange die Einheimischen an so einen Boot arbeiteten, schnitzten, sahen wir von unseren Vorhaben ab, diesen für das Meeresmuseum Stralsund
mitzunehmen, sondern "übergaben" es an die Eigentümer, die mittels "Besatzungsaustausch" ihren Einbaum im Wasser übernahmen, nachdem er
die Slip hinunter glitt!).
Dennoch, sie nahmen solche Risiken gern in Kauf, denn solch eine Erfolgsquote ihrer Fischerei hatten und haben sie wohl nie wieder erlebt.
Nachdem sie bei uns längseits waren, kletterten gewöhnlich zwei Mann bei uns an Deck, stellten sich wie selbstverständlich an das Sortierband,
wir die Garnelen, sie die Fische, wir ließen die Garneleneimer in die Verarbeitung hinab, sie die Fischeimer in ihren Einbaum an Bb - Seite! Wenn
der Einbaum voll war,nur noch wenige Zentimeter Freibord hatte, legten sie ab, setzten Segel in der abendlichen auflandigen Brise und strebten
dem Land zu!
Der Alte staunte anfangs über die "zusätzlichen" Besatzungsmitglieder, befürchtete Probleme, aber sein großes Herz für die Einheimischen und
deren Lebensumstände wischte die Bedenken beiseite und ließ sie gewähren! Aber unsere Ergebnisse waren für ihn unbefriedigend, viele Fragen
gab es zu klären, wie kommen die Japaner mit den Verhältnissen zurecht, woher kennen sie die Garnelenkonzentrationen, die, wie si sie beschrieben,
auf keinem Echolot zu finden waren! Wie gehen sie mit den Sand um, der oft unweigerlich in den Garnelenpanzern saß?
So wurde unser Fischereivertreter aktiv, organisierte ein offizielles Treffen in der Mocamb.-japanischen Firma in Quelimane. Ich glaube, damit es
zustande kam, musste er über die Botschaften und deren Regierungen "grünes" Licht bekommen. Doch er hatte es geschafft, so dass von uns
eine "Delegation" nach Quelimane reiste, ja reiste, denn mit dem Schiff konnten wir die Hafenstadt nicht erreichen. Die Barre, die der Fluss in der
Mündung regelmäßig aufgebaut hatte, war zu hoch für unseren Tiefgang! Also wurden wir von einem kleinen Kutter abgeholt, ähnlich unseren
17m Holzkuttern, nur, na ja ,er schwamm noch und hatte an Deck einen echten Holzkohlengrill, auf dem für uns Garnelen zubereitet wurden,
dazu ein echtes "Rostocker Hafenbräu", von uns mitgebracht und die Welt war in Ordnung!
So wartete eine herrliche Flussfahrt auf uns, inmitten von Palmeninseln, einem weit verschlungenen Delta, auf dem Fluß Cuacua hinauf nach
Quelimane! Dort erwartete uns schon unser Fischereivertreter, der auch in einer Odyssee Quelimane per Auto und Flugzeug erreicht hatte!
Hotel war organisiert, Unser Kapitän, der Bestmann und ich belegten eine Suite, der Fischereivertreter teilte sich ein Zimmer mit dem Fangleiter.
Am nächsten Morgen machten wir uns zur Gemeinschaftsfirma im Hafen auf den Weg. Ich staunte nicht schlecht, ja mich riss es förmlich auf den
Fersen herum, als hier Rufe ertönten:" Tommasch,Tommasch"- portugiesich für Tom. Wer sollte dich schon hier kennen, noch nie war ich in
meinen Leben in Quelimane? !
Aber es war wahr; einer "unserer" moc.Lehrlinge hatte mich erkannt. Er arbeitete jetzt in dieser Firma und wäre am liebsten wieder auf unser
Schiff mitgekommen, aber das war nicht möglich, nahmen doch seinen Platz nun andere Lehrlinge ein. Aber aus Dank leistete er uns bei der
Besichtigung gute Dienste, versorgte uns mit Hinweisen, wer und welche Gastgeschenke von uns erhalten sollte. Dank auch seiner Hinweise
war bei den Treffen eine offene Atmosphäre erzielt worden.
Jetzt endlich war klar, wie die Japaner es schafften Garnelenkonzentrationen zu finden! Sie benutzen ein drittes Netz an den Auslegern!
Ja, sie fischten mit drei Netzen, zwei üblichen und dem zusätzlichen, sogenannten Pilotnetz! So ein Pilotnetz überliesen sie uns als Geschenk!
Der Zufall wollte es, dass am gleichen Morgen aus Japan eine Qualitätskontrolle angereist war und die Produkte der Firma einer Kontrolle unterzog,
der wir beiwohnen durften. Ausgerüstet mit vielen Kameras, genau wie das allgemeine Klischee Japaner beschreibt, wurden vor ihnen die
willkürlich ausgesuchten Erzeugnisse präsentiert! Dabei zeigte sich, dass hier die Garnele anders verarbeitet wurde. Nach dem Packen, wurden
die Garnelenkartons mit Frischwasser aufgefüllt, nach dem Frosten dieser Wasser-Garnelenklotz im Karton umgedreht, so dass beim Öffnen des
Kartons nun ein "Spiegel" zum Vorschein kam. Durch die gerfrorene, ganz glatte Wasserschicht waren die Garnelen zu sehen und eben auch
Sandkörner!
Die wurden von den Qualitätskontrolleuren genau gezählt und durften eine bestimmte Anzahl nicht überschreiten, ansonsten gab es eine
Mindereinstufung, die auch finanzielle Verluste bedeutete!